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13 Minuten Lesezeit (2579 Wörter)

Bernd Schlögl - Boulders, Betas and Beats

Bernd Schlögl - Boulders, Betas and Beats

Wir trafen Bernd Schlögl zum Gespräch über seine Anfänge, seine Zukunft, das BlocHouse und natürlich Routen, Boulder und Einflüsse in und rund um Graz. Bernd ist Mitbesitzer des BlocHouse und verantwortlich für die besten electronic Beats, die dort gespielt werden. Klettert im oberen 10. Grad und ist jemand, der sehr fokussiert an Dinge herangeht. Zusätzlich zu seiner Haarpracht, gab es einige Fragen von uns die er uns gerne beantwortet hat. Danke für das spannende Interview mit dir!

CLIMBING.PLUS: Bernd, springe für uns 10 Jahre in die Zukunft und präsentiere uns dein zukünftiges Ich.

Bernd: Also in 10 Jahren, denke ich mir, werd ich als Osteopath arbeiten, werd eine kleine Praxis haben, einen Kundenstock mit genügend Patienten das ich über die Runden komm, mhhh, werd nach wie vor klettern, sofern es Körper und Geist zulassen. Werde eine Familie mit 2 oder 3 Kindern haben, werd net mehr in der Stadt wohnen. I werd irgendwo wohnen, wo es no genug Potential zum Einbohren gibt und werd ma a gmiatliches Leben machen mit Rotwein am Abend, einer Sauna und einem Swimming Pool.

CLIMBING.PLUS: Du bist einer der Kletterer in Graz, die am Fels ordentlich anreißen. Welche war deine schwerste Route und welche die, die dir am Meisten in Erinnerung geblieben ist? Wie unterscheiden sich diese zwei voneinander?

Also mei schwerste Route bis jetzt war Small Change (Anm.: 8b+), für mi persönlich, die i klettert bin. Weil sie sehr sehr viel abverlangt hat von mir, und obwohl i mehr in die Richtung Ausdauer gehe und die Route viel Ausdauer fordert, war’s schwer dort rauf zu kommen. Die Boulderstelle war für mich ziemlich diffizil und die Herausvorderung war, nach ungefähr 8a Kletterei ohne anständigen Raster noch soviel Kraft aufbringen zu können, dass i die Boulderstelle no daziehen hab können. Und die Route die mir am Meisten bedeutet ist entweder eh diese, oder Pikova dama in Misja Pec, weil’s mei erste Route im 10er Grad war, die i im Ausland klettert bin und i dort a superviel investiert hab und des a ziemlicher Aufwand war.

CLIMBING.PLUS: Du bist jetzt Mitbesitzer des Bloc House in Graz. Viele Kletterer denken sich, es sei der Traumberuf, eine eigene Halle zu besitzen. Wie sieht die Realität aus?

Mitbesitzer stimmt, ja. Traumberuf ist ein bisschen schwierig weil ich noch nicht offiziell dort arbeit, da ich noch in Bildungsteilzeit bin bis in den Herbst und erst danach im BlocHouse anfangen werd. Aber es ist auf jeden Fall ein sehr angenehmer Zustand Dinge für andere Leute bereitstellen zu können und seine eigenen Vorstellungen und Phantasien umsetzen zu können.  Das macht schon ein gutes Gefühl, nicht nur Angebotenes zu nutzen sondern selber zu schaffen. Darüber würd´s noch viel zu reden geben ehrlich gesagt.

CLIMBING.PLUS: Dein Hauptberuf ist Physiotherapeut, deine Abschlussarbeit dreht sich auch um Handverletzungen bei Kletterern. Wie ist deine Ringband- und Kapselbilanz?

Also was richtig Schlimmes hatte ich bis jetzt noch nicht. Keinen Riss oder auch keine Fingerfraktur oder irgendwas in der Richtung, aber Überlastungen hab i schon einige gehabt, weil ich halt kleine Griffe...also mir taugn kleine Griffe einfach und Ringbänder hab i wahrscheinlich schon 4 oder 5 überlastet gehabt und im Endeffekt bin ich die letzten jahre wahrscheinlich mehr mit Tape geklettert als ohne. Sehr oft präventiv und nicht weil ich es jetzt unbedingt gebraucht hätte und sonst nicht klettern hätte können. Und eine Kapselüberlastung hatte ich auch, aber die ist a aus einer vorigen Verletzung entstanden, wo ich mir den Finger bei einer Tür einquetscht hab.

CLIMBING.PLUS: Empfiehlst du präventives Tapen?

Ja. Ehrlich gesagt schon. Sei es nicht nur um den Körper zu unterstützen, ich glaube, für mich ist es wichtig mein Mindsetting dementsprechend setzen zu können. Wenn ich weiß, ich habe ein Tape oben, dann passe ich ein bisschen besser auf und wenn mir z.B. die Füße kommen, lasse ich aus weil ich weiß, das nicht alles in Ordnung ist. Und ich glaube es ist auch wichtig das man halt ein bisserl schaut und ein bisserl reinhört das...ja, man muss es nicht übertreiben. Und mein Credo ist es eher, das ich in 15 Jahren auch noch klettern will und jetzt nicht unbedingt alles sofort zerstören möchte. Is halt immer a Gradwanderung zwischen Belasten und Schonen oder.

CLIMBING.PLUS: Stichwort Kletterlifestyle. Auf der einen Seite drängen die durchgestylten Fitnessathleten ins Klettern, auf der anderen Seite haftet der Kletterszene noch immer das “abgefuckte Grindige” an. Bevorzugst du den 4-Sterne Tempel in Südafrika oder den Campingplatz in der Schweiz? Und warum?

Also wenn dann eher Campingplatz oder im Bus schlafen. Entspricht eher meinem Naturell. Mir taugt das mehr, wenn i weiß, i kann a bissl günstiger reisen und ein bissl günstiger unterwegs sein, da verzicht i gern auf Luxus solange es mein Körper no mitmacht. Das hab i bei anderen Leuten auch schon mitgekriegt dass das Kreuz irgenbdwann schlapp macht, und die halt net mehr in einem Zelt oder Bus schlafen wollen. Und da i eher einer bin, der gern öfters einmal wegfährt und i aber net superviel arbeiten möchte, das i mir jetzt jedes Mal ein Zimmer leisten will oder werd’ können, ist es mir lieber günstig zu reisen, draußen zu sein und ja, im Urlaub geht es mir eh eher darum, dass i zum Klettern komme. Da muss i net superschick irgendwo wohnen.

CLIMBING.PLUS: Du warst heuer vier Wochen in der Schweiz Bouldern. Natürlich wollen wir wissen was du dort geklettert bist, aber auch wie es ist vier Wochen lang Zeit zu haben und wie die Motivation oben bleibt?

Also der Trip war sicher keiner meiner Besseren, so von der Ausbeute der Boulder her aber i hab ma viel schweres Zeug angschaut und ausbouldert und bin scho sehr motiviert für die nächsten Tripps dort hin. Also klettert bin i einen 7C+, 3 7C’s und i glaub vier 7B+, einige 7B’s und einiges an leichterem Zeug. Wunderschöne 6C’s, da hab i a paar geile Mantler gmacht und auch a paar Highballs, die haben mir ziemlich getaugt. Ahm, und a Monat Zeit zu haben war sehr angenehm. Das war überhaupt das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein ganzes Monat fix geplant gehabt habe. Und davon war i 1,5 Wochen alleine dort und bin alleine klettern gangen. Ich habe mir wie gsagt halt relativ viel angschaut, wie z.B. meinen ersten 8A+ ausgebouldert und einige 8A’s und neue Sektoren und kleinere, verstecktere Gebiete gesucht. Das ist sicher Grund genug das i wieder mal dorthin fahren werde. Bald wahrscheinlich, wobei diesen Winter eher Routen klettern angesagt sein wird und weniger Schweiz.

CLIMBING.PLUS: Und wie hält man die Motivation oben?

Huh, die Motivation entsteht bei mir alleine aus dem dort sein. Dass ich mich dafür entschlossen habe das i dort bin, liefert schon so viel Motivation, plus der supergeilen Bouldermöglichkeiten die es dort gibt und der Vielfalt an Boulder. Das es soviel gibt das i net kenn, das i gern anschauen würde, wo i gern Züge probieren würd, und da kann i ganz gut über Cuts in den Fingern, oder Schmerz in den Fingern oder im Ellenbogen drüberprügeln -  weil ich einfach will. Mit der Motivation hab ich eigentlich nie wirklich Probleme gehabt, die war immer da seitdem ich zum klettern angefangen hab.

CLIMBING.PLUS: Bist du eher der Onsighter oder Projektierer? Also was ist deine Herangehensweise an eine Route die für dich schwer ist?

Also i bin definitiv mehr ein Projektierer als ein Onsighter. Weil i gern schwer klettere, und aber lang brauche bis ich mal etwas Schweres durchsteigen kann. Und es war schon öfter mal so, dass ich für eine 8a Route viel länger gebraucht habe als für eine 8b. Manche Sachen liegen dir, manche nicht. Es kommt auch darauf an ob es irgendwo im Ausland ist, oder im Urlaub oder zu Hause im Heimgebiet. Da es jetzt ab 8b eh net superviele interessante Routen gibt im Grazer Bergland, muss man eh das nehmen, was da ist und da passt mir das ganz gut mit dem Projektieren. Da weiß ich die Route gibt es, die möchte ich klettern, weil ich einfach alle klettern möchte. Dann schau ich sie mir zuerst einmal an, boulder ein paar Mal durch, schau ob mir die Züge gelingen und dann eh die ganz klassische Herangehensweise: Ich boulder mir die Einzelpassagen aus, boulder mir die Rastpunkte und Clip-Positionen aus, und dann versuch ich die Einzelpassagen zusammenzuhängen.

CLIMBING.PLUS: Als du zu klettern begonnen hast, wie war das? Wo bist du hingefahren? Wie bist du an den Fels gekommen? Wer hat dich mitgenommen?

Angefangen hab ich in Gratkorn, dort wo ich aufgewachsen bin. ich bin mit dem Kolle Thomas, dem Bruder eines damaligen Skateboardkollegen zum Mehrseillängentouren klettern ausgerückt. Der hat mir die ganze Technik für Standbau, und was halt so notwendig war, beigebracht und das waren halt die ersten 2 Jahre von meim Klettern. So gut wie nur leichte Mehrseillängentouren. Und danach habe ich die damaligen ActionScout Jungs kennengelernt. Damals auch über meinen Bruder, die haben mir dann eigentlich das “schwere” Klettern gezeigt. Also Arena, Zigeunerloch, Häuslberg bei Leoben usw. Auch oft auf’n Reinischkogl und die Koralm zum Bouldern, da hamma viel Zeug geputzt und gmacht. Zu der Zeit hab ich auch beim Northland zu Arbeiten angfangen, und hab dort den Kupsa Paul kennenglernt. Über ihn und seine Homies bin ich dann mehr in die Grazer Szene reingekommen und so hab ich halt angefangen. Das war so ungefähr die Zeit wo ich 8a zum Projektieren angefangen hab und dann is es eh weitergegangen bis jetzt. I hab halt a nie a Auto kabt und bin z.B. oft mit’m Georg (Schober) mit’m Zug Richtung Norden. Manchmal auch mit’m Rad, zumindest bis in’s Zigeunerloch. Was ma halt so tut wenn ma Klettern will und motiviert is.

CLIMBING.PLUS: Wenn ich mir die Routenkletterer in Graz und Umgebung ansehe, merke ich einen offeneren und lockeren Umgang, vor allem werden mehr Informationen geteilt als zum Beispiel unter Leuten die nur Bouldern. Wie ist hier deine Meinung dazu? Und hast du eine Ahnung woran das liegt?

Ahm kommt mir auch so vor, und ich glaube das es daran liegt, dass es erstens einmal viel mehr Routenkletterer gibt, und das a Geheimhaltung diesbezüglich für Neurouten oder was es da für Beta gibt, unnötig ist, oder nicht realisierbar wär, weil du ja eh immer andere Leute brauchst mit denen du klettern gehst und sich da Information so einfach verbreitet unter den Kletterern. Bezüglich der Boulder kommt mir vor, ist es so, dass sehr viele Boulderspots irgendwo auf Privatgrund sind bzw. es so ist, dass es nicht 100% geduldet ist, das man dort bouldern darf. Das deshalb Leute, die als Erschließer dort tätig waren, nicht unbedingt wollen, dass da jetzt viel Leute hinströmen weil...ja weil es einfach Probleme geben könnte und weil es leider sehr sehr oft dann so ist, dass kleinere Gebiete einfach nicht mehr geduldet werden. Und was da, glaube ich, auch noch dazu kommt, ist das Routen, sobald die mal bestehen eher zugänglich sind als Boulder. Bei einem Boulder kann man schnell einmal sagen, ok da sind jetzt nur ein paar Chalkspuren drauf, gut, das kann man jetzt schnell unterbinden, das da wer hingeht. Aber wenn jemand kommt der sagt, er ist nicht zufrieden, dass da eine Route eingebohrt ist oder ein ganzes Gebiet eingebohrt ist - das ist schon schwer, dass er dann Bolts wieder rausschlägt oder das ganze Rad in Gang setzt, dass man alles wieder rückgängig macht und das Gebiet wieder schließt.

CLIMBING.PLUS: Hat es vielleicht nur damit zu tun, dass die Routen schon sehr viel länger bestehen und deshalb die Verbreitung schon früher begonnen hat?

Glaube ich nicht, ehrlich gesagt. Weil wenn ich mir das so anschaue, viele von den Gebieten hat der Grill Christoph eigentlich eh schon vor 20 Jahren erschlossen und der Rest ist dann halt vom Joe, vom Hofer Stef und vom Armin dazu kommen. An der zeitlichen Komponente liegt es nicht, was es genau ist kann ich jetzt auch nicht sagen- Ich glaub es gibt einfach viel mehr Routenkletterer und die Möglichkeit Routen zu klettern ist einfach größer als irgendwo bouldern zu gehen. Man sieht das ja auch daran wie viele aktive Boulderer es gibt, die auch regelmäßig raus gehen zum Bouldern. Ich glaube im Verhältnis um einiges weniger als Seikletterer und wenn ich mir Gebiete anschaue wie die weiße Wand oder egal, fast alle Gebiete, da gibt es halt auch gemäßigte und leichte Kletterei. Und beim bouldern brauchst halt schon eine gewisse Fitness damit du irgendwie einen Hub hast und vielleicht ist das der Grund warum manche Leute das eher etwas elitär oder ein bissl abgehobener halten wollen.

CLIMBING.PLUS: Welcher Kletterer/ welche Kletterin hat dir in den letzten drei Jahren am Meisten imponiert  und weshalb? Gibt es auch lokale KlettererInnen die du besonders schätzt? Wenn ja, warum?

Nach wie vor bin ich ein Fan vom Ondra. Muss man halt echt sagen, der Typ hat’s wirklich drauf! In allen Bereichen, und seine Herangehensweise, sein Trainingspensum … da gibt es nichts mehr zu sagen. Sehr beeindruckend finde ich auch den Alex Megos. Weil er so, anscheinend, aus dem Nichts gekommen ist und so viel Vorbereitung, mit auch nicht nur rein kletterspezifischem Training gehabt hat, sondern soviel in Richtung Antagonisten- und Stabilisierungsübungen gemacht hat und man sieht eh wie fit der ist und was er alles zerstört auf einmal. Aber es gibt so viele die mich inspirieren: Jimmy Webb, Dai Koyamada, Jain Kim, Chris Sharma,  Mina Markovic, Janja Garnbret, Nalle und und und. Und auf lokaler Ebene….finde ich nach wie vor den Armin (Anm.: Buchroithner) ziemlich beeindruckend, weil er so a hohes Niveau schon seit so vielen Jahren halten kann, auch den Andi Matuska, nicht nur weil er ein guter Freund  ist, sondern weil er sowohl beim Routenklettern als auch beim Bouldern und auch bei Mehrseillängentouren sich super festhalten kann und schwerstens motiviert ist. Sehr motivierend finde ich auch den Venus Alex, der, ich glaube, gerade einmal 6 Jahre klettert und jetzt seine erste 8c geklettert ist und eigentlich einen ständigen Prozess gehabt hat. Aber ich bin auch ein Fan vom Santiago (Lena de Terry), vom Köchel Stefan, vom Schuller Tom oder vom Ortner Heimo, der auch schon über zwanzig Jahre 8b’s klettert. Nicht zu vergessen all die motivierten Mädls wie Kathi, Babsi, Lara, Nina, Jo und Laura. Also geben tuts genug Leut die mich inspirieren und wenn es da bei uns zu Hause die Möglichkeit gibt gehe ich auch ganz gern mal mit denen klettern, weil ich merke, dass wir auf einer ähnlichen Wellenlänge ticken und einfach schwer klettern wollen.

CLIMBING.PLUS: Dein “geilster” Klettertrip war? Und warum?

Mein geilster Klettertrip war 2010 ein 2-wöchiger Bouldertrip mit’m Hofer Stefan und dem Gausterer Heli und wir haben uns gedacht, dass wir 2 Wochen in Annot, Südfrankreich, dort bei diesem sehr scharfen Sandstein verbringen werden. Aber da wir nach einer Woche schon so aufgearbeitet waren, haben wir beschlossen, dass wir in die Schweiz weiterfahren und dann haben wir dort noch eine Woche in Kandersteg, im Berner Oberland, verbracht. Und diese zwei so unterschiedlichen Spots zu sehen, und dort in Kandersteg meinen ersten 8A Boulder zu klettern und die Konstellation mit den beiden sehr individuellen Charakteren ist für mich der, der am Nachhaltigsten in meinem Gedächtnis geblieben ist.

CLIMBING.PLUS: Die letzten 3 Weisheiten die von Bernd Schlögl in die Welt des Internets hinausgetragen werden sollen?

Ja ... Das erste wäre: Glaubts an euch und glaubts daran all die Dinge erreichen zu können, die ihr euch vorstellen könnts. Als zweites: Fangts bald mal an die Dinge anzugehen, denn unsere Zeit ist beschränkt auf dieser Welt. Und das dritte ist:    Inhale ... BlocHouse ... Exhale.

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