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7 Minuten Lesezeit (1320 Wörter)

Bouldern und Klettern in Griechenland

(c) dimitrisvetsikas1969 / 2710626 Thessaloniki Alexander Der Große Kaiser

Klettern in Griechenland ist für die meisten zu erst mal Kalymnos. Für Interessierte dann vielleicht noch Meteora oder die neueste Boulder - Entdeckung Tinos.

Im Rahmen meines ERASMUS-Semesters in Thessaloniki 08/09 wollte ich den Gegebenheiten im Land der Götter mal nachgehen.

Nur einige Dinge hatte ich natürlich nicht bedacht.

  1. Man kann überall in Griechenland klettern, außer in Thessaloniki.
  2. ERASMUS bedeutet vor allem Parties, Frauen, Reisen, aber nicht Sport!!
  3. Das ÖPNV-Netz in Griechenland ist etwas anders als das in Österreich.
  4. Es gibt kaum Griechische Kletterer.
  5. Auch in Griechenland gibt es Winter.

Nichts desto trotz machte ich mich, kaum in Saloniki angekommen, auf die Suche nach Kletterern, sowohl bei meinen ERASMUS-Kollegen, als auch bei den griechischen Bergsteigervereinen. Bei Ersteren wurde ich dann mit Ramone aus Spanien fündig, bei Zweiteren musste ich überrascht feststellen, dass es in der Millionenstadt Thessaloniki nur eine kleine private Boulderhalle gibt. Gut, egal. Ich meldete mich also bei der Boulderhalle an und konnte so wenigstens ein bis zweimal die Woche Bouldern gehen. Manchmal fuhr ich auch mit den griechischen Vereinsmitgliedern am Wochenende an die Felsen in der Umgebung zum Seilklettern, das Wetter machte uns aber dann leider sehr bald einen Strich durch die Rechnung, sodass ich hier leider nicht so viel machen konnte wie ich mir erhofft hatte. Anderseits ließ der ERASMUS - Wahnsinn auch nicht so viel zu …

Ein paar Klettereien konnte ich dennoch machen, so war ich mehrmals in der Tembi-Schlucht und zum Abschluss meiner Zeit in Griechenland reiste ich mich mit zwei Freunden aus Deutschland nach Kalymnos. Hier möchte ich euch von meinen zwei Boulder - Trips erzählen. Ich hatte die Informationen aus dem Führer „Olympic Blocs" von Karsten Oelze. Pinovo lohnt sich nur, wenn man eh gerade in der Nähe ist (was aber wohl eher selten der Fall sein wird), aber für 2-3 Tage kann man sich da locker austoben. Kos ist, neben oder nach Tinos, das wohl größte und beste Bouldergebiet in Griechenland. Als Nachbarinsel von Kalymnos lohnt es sich wirklich hier einige Tage zu verbringen. Man kann von Pothia leicht und günstig übersetzen, am besten nimmt man den Roller mit der Fähre mit rüber, dann hat man einen guten Ausgleich/Ergänzung zur Kalk-Seilkletterei auf der Kletterinsel. Oder, wie es wir gemacht haben, wenn man über Kos an-/abreist kann man hier noch ein paar Tage einplanen.

Allgemein steckt Klettern in Griechenland noch in den Kinderschuhen. Das Potential der im ganzen Land herumstehenden Felsen ist gewaltig, bisher sind nur kleinste Teile erschlossen. Bezeichnend ist auch, dass die neuen Gebiete regelmäßig von ausländischen Kletterern entdeckt werden. Sei es Kalymnos von Italienern, Meteora von Kletterern aus dem Elbsandstein-Gebirge, oder eben kürzlich Tinos von Harald Röcker und Karsten Ölze. Die Entwicklung wird neben Kalymnos sicher auch auf dem Festland weitergehen, aber eben im griechischen Stil: Trinken wir erstmal einen Frappé?!

Pinovo

Pinovo ist von Thessaloniki aus das nächste Bouldergebiet, liegt aber trotzdem ~130 km entfernt an der Makedonischen Grenze. Selbst für griechische Verhältnisse also, am Arsch der Welt. Wie wir ohne Auto dorthin kommen sollten war uns zwar noch nicht so ganz klar, trotzdem wollten Ramone, der Spanier, Hugo aus Portugal und ich einfach mal schauen und ein cooles möglichst felsenvolles Wochenende erleben. Also stiegen wir ohne Crashpad und ohne zu wissen wo wir genau hinwollten (Die Beschreibung in unserem Führer war fürs Auto ausgelegt) in den Bus nach Aridea, was, soweit wir der Anfahrtsbeschreibung folgten, etwa 4-20 km vom Klettergebiet entfernt sein sollte. In Aridea wurden unsere nicht existierenden Griechischkenntnisse perfekt von den nicht vorhandenen Englischkenntnissen der Griechen ergänzt. Trotzdem fanden wir dann den Anschlussbus, der uns zum Gebiet bringen sollte. Im Bus fanden wir eine junge Studentin, die englisch konnte. Sie fragte nur „How did you come here?" Aber sie regelte den Rest für uns und so stiegen wir 4 Stunden nachdem wir in Thessaloniki gestartet waren mitten in der Pampa aus dem Bus aus. Hier waren wir also. Der Führer hatte also nicht gelogen. Außer einem „ruhig gelegenen" Restaurant und einem verlassenem Haus war nichts zu sehen - Doch im Gestrüpp entdeckten wir die ersten Felsen. Genau, darum waren wir hier. Also warfen wir unsere Sachen zu dem verlassenen Haus, was für die nächsten Tage unser Zuhause bilden sollte (vorsichtshalber hatten wir mal kein Zelt mitgenommen...) und zogen los.

Die Kletterei spielt sich in Pinovo vor allem an relativ weit verstreuten Graniteiern ab, viele Reibungs- und Gleichgewichtsprobleme und vor allem Ruhe. Das Gebiet wird nicht so oft besucht, so gab es kaum abgetretene Pfade, die wir als Orientierung nutzen konnten, so folgten wir einfach unserer Nase, fanden Felsen und bekletterten sie von allen möglichen und unmöglichen Seiten. Die karge, aber reizvolle Landschaft bot eine traumhafte Arena und außer einer Herde Ziegen sahen wir sonst keine höheren Lebewesen. So verbrachten wir zwei perfekte Tage mit Suchen, Bouldern und Relaxen. Die Ladeflächen eines PickUp's und eines LKWs brachten uns dann wieder nach Thessaloniki.

Kos

Kos ist den meisten Mitteleuropäern vor allem als All-Inclusive-Ferieninsel in der Ägäis, den Kletterern auch als Nachbarinsel von Kalymnos, mit einem öfter frequentierten Flughafen, bekannt. Eher wenige wissen auch, dass man auf Kos super Bouldern kann. Zum Abschluss unserer Kalymnos-Reise legte ich mit meinen Freunden Oli und Peter noch einen Bouldertag in Kos ein. Wir setzen also früh morgens von Kalymnos mit der Fähre nach Kos. Hier hatten wir zwar nicht die Probleme wie auf dem Weg nach Pinovo, zum einen konnte ich mittlerweile besser griechisch, die Menschen auf Kos englisch und die Insel ist auch nicht so groß, auf der anderen Seite wird man als Tourist eben auch gerne ausgenommen und im Winter fahren eben keine Busse. So also mit dem Taxi. Dass uns diese 20km 20 Euro kosten würden hätten wir nicht gedacht. Aber man lernt ja nie aus. Manchmal hat man selbst im äußersten Südosten Europas Probleme mit dem Wetter und just als uns der Taxi-Fahrer an der Kapelle abgesetzt hatte und wir mit dem Frühstück beginnen wollten begann es zu regnen. Scheiße! Was anderes konnte man wohl nicht sagen. Ok, also Regenjacken raus und durchhalten. Und, als wollten uns die Götter nur kurz ärgern, erschien hinter der Regenwolke, die über den Berg gezogen war, der blaue Himmel. So ganz wollten wir den Kapriolen noch nicht trauen, aber so viel hatte es ja nicht geregnet, also wenn es jetzt so bleibt... Und es blieb! Die Felsen trockneten innerhalb kürzester Zeit ab und wir konnten loslegen: Perfekter Granit, rau, kompakt, die Blöcke direkt nebeneinander, perfektes Absprunggelände, auch ein paar höhere Probleme, Gleichgewicht, Mantel, Kraft. Wir waren im Bouldertraumland gelandet! Wo sollten wir anfangen, wo aufhören, und wir haben nur diesen einen Tag! Also boulderten wir was das Zeug hielt, und erlebten einen perfekten Bouldertag. Abends, als die Sonne das Bouldergebiet in ein Rot färbte, das es wahrscheinlich nur in Griechenland gibt, mussten wir noch den Flughafen erreichen, da ich noch an diesem Abend meine Heimreise antrat.

Dann hieß es für mich, Tschüss Kos, Baba Griechenland. Die Wirklichkeit hat mich wieder.

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