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6 Minuten Lesezeit (1218 Wörter)

Eine Nacht im Schneebiwak

Eine Nacht im Schneebiwak

Wenn nicht durch einen Alpinen Notfall erzwungen, ist eine Nacht im Schnee für Outdoorenthusiasten ein besonderes Erlebnis. In Verbindung mit einer Tourenschi- oder Schneeschuhtour lassen sich so auch im Winter ein paar tolle Momente in der Natur verbringen. Eine Tour durch frisch verschneite Winterwälder bietet einem Impressionen und Eindrücke als wandere man durch eine Märchenwelt. Aber wie baue ich mir eine passende Unterkunft? Dieser Frage gingen wir unter Anleitung eines Bergführers bei einer zweitägigen Schneeschuhtour nach:

So machten wir uns zu zehnt bei Nebel und leichtem Schneegestöber auf den Weg. Unsere großen Rucksäcke waren unter anderem gefüllt mit Schlafsäcken, Unterlegsmatten, Verpflegung und Kleidung zum Überziehen. Der Anmarsch war anstrengend und wunderschön zugleich! Zwei Stunden ging es bei Neuschnee durch die Wälder bergauf, dabei boten sich wundervolle Impressionen, Bilder wie aus einem Märchenbuch.

Dann war das Ziel erreicht. In einer Senke, vor Wind geschützt und vor Lawinen sicher wurde erst einmal gejausnet, um sich zu stärken. Zu dem Zeitpunkt wussten wir, dass das Bauen einer Behausung für zehn Leute kein Zuckerschlecken wird. Bei den Vorbereitungen zu Beginn erlebten dann die Überraschung: an der Stelle wo wir standen, hatte der Schnee unter uns eine Tiefe von 2,4 m! Unglaublich! Aber die Lawinensonde hat es bestätigt. 
Dann ging es los: Unterkunft bauen für zehn Leute im Schnee. Als erstes wurden zwei Gruppen gebildet: Wir begannen – um die Unterschiede zu erforschen – mit zwei unterschiedlichen Bauwerken: ein Iglu, so wie man es kennt und ein Biwak.

Für das Biwak wurden zuerst die Rucksäcke auf einem Haufen getürmt und eingegraben. Es ging rasch voran, bei so vielen Leuten auch kein Problem. Jedoch mussten wir erkennen, dass kurzstielige Lawinenschaufeln im Laufe der Zeit ziemlich auf den Rücken gehen! Nachdem der Schneeaufen groß genug war, begannen wir mit dem Graben eines Zugangstunnels, um wieder zu den Rucksäcken zu kommen. Dort entsteht dann der Hohlraum.
Es ist schon spaßig wie in der Kindheit im Schnee herum zu graben. Aber es ist dann doch etwas anderes, wenn man für so viele Leute eine Behausung bauen muss. Und das Wetter war zu diesem Zeitpunkt nicht angenehm.

Parallel dazu ging es mit dem Iglubau nicht so gut voran. Wir hatten guten Schnee, einen tollen “Steinbruch” für unsere Schneeziegel, aber ein Iglu in der Größe für fünf Personen ist für Ungeübte ein Ding der Unmöglichkeit, wie wir feststellen mussten. So stellten wir bei der dritten Reihe fest, dass bei diesem Durchmesser die nötige Neigung der Kuppel nicht möglich ist. Die Ziegel hielten nicht und wir wurden viel zu hoch.
Als es zu Dämmern begann musste Plan B her. Schnell wurde ein zweites Biwak geschaufelt und gegraben. Da jetzt alle an einem Bauwerk arbeiteten, ging es sehr schnell. Und weil nicht alle an einem Biwak zugleich graben konnten, haben zwei Jungs zugleich auch ein echtes Notbiwak in den Hang gegraben.

Geschafft! Das Quartier für zehn outdoorhungrige Winterfreunde fertig nach etwa vier einhalb Stunden! Im Biwak hat es angenehme 0°C – da lässt sich eine Nacht aushalten, jedoch sollte man einen Schlafsack mit einer Komfort Temperatur von mindestens -5°C haben.

Generell ist für solche Abenteuer eine gute, wasserfeste, wasserabweisende und warme Ausrüstung für eine solche Aktion sehr zu empfehlen. Zum Bau eines Biwaks sollte man eine Lawinensonde sowie eine  Lawinenschaufel dabei haben und beim Bau eines Iglus braucht man zusätzlich auch eine Schneesäge. Erstere Werkzeuge sollten bei einer Tour im Schnee als Sicherheitsmaßnahme ebenso wie ein LVS (Lawinen Verschütteten Suchgerät) ohnehin immer dabei sein! Beim Bauplatz sollte man immer auf Wind, Wetter und Lawinensituation achten! Eine herrliche Winterlandschaft birgt viele Gefahren und darf nicht unterschätzt werden – dies ist kein Abenteuer für unerfahrene!

Bau eines Biwaks – in unserem Fall für sechs Personen:

  • Platz auswählen, windgeschützt mit ausreichend Schnee
  • Schneehöhe mittels Lawinensonde messen, lawinengeschützt bauen
  • Schnee auf der Fläche des geplanten Biwaks durch herumstapfen verdichten
  • Rucksäcke in der Mitte auf einen Haufen platzieren. Um sie vor Nässe zu schützen steckt man sie am besten in einen Biwaksack.
  • Von außen einen Haufen Schnee mit etwa 2 m Höhe auf die Rucksäcke schaufeln und diesen auch wieder durch Herumstapfen verdichten.
  • Dann wird gegraben: Am Rande des Haufens ein Loch gerade hinunter, Tiefe etwa 2 m, danach den Zugangsgraben und dann den Eingangsstollen in Richtung Mitte des Haufens mit etwas weniger als einen Meter Länge. Danach schräg hinauf Richtung Rucksäcke. Wenn man diese erreicht hat und raus schafft, hat man automatisch einen größeren Hohlraum, welchen man auf die entsprechende Größe erweitert. Mittels Lawinensonde sollte man immer wieder die Dicke der Wand kontrollieren, damit das Biwak nicht einbrechen kann.
  • Wichtig ist beim Bau immer, dass der Eingang tiefer liegt als der Boden, damit keine Warme Luft entweichen kann.

Bau eines 2-Mann Notbiwaks:

  • An einer leichten Böschung mit der Lawinensonde die Schneedicke messen, man braucht ca. 2 m.
  • Einen Eingangsschacht knapp vor dem Hang nach unten und von da aus den Zugang schräg nach oben graben.
  • Ist der Zugang höher als der Eingang, kann man beginnen, den Schlafraum auszugraben.
  • Hier ist ebenfalls wieder wesentlich, dass der Eingangsbereich tiefer liegt als der Schlafplatz.

Bau eines Iglu:

  • An einer Stelle mit ausreichend und festem Schnee die Größe des Iglus festlegen und die Grundfläche durch Herumstapfen verdichten. Der Platz ist fest genug, wenn man mit Schuhen nicht mehr einsinkt.
  • Außerhalb dieser Fläche den Schnee von den oberen, leichteren Schichten befreien und mit einer Schneesäge beginnen, einzelne Schneeziegel herauszuschneiden. In diesem “Steinbruch” werden die Ziegel mit 60 x 45 x 15 cm gewonnen.
  • Mit den ersten Steinen den ersten Kreis setzten, hierbei gleich eine leichte Schräge beginnen, damit man nach oben hin eine Kugel bekommt. Weiters muss man, damit man die Wölbung des Iglus gut hinbekommt, die erste Reihe zwei mal Spiralförmig absägen. Dann erst kann man mit dem Aufbau fortfahren.
  • Den Schlussstein setzt man von innen, indem man einen Schneestein, der groß genug ist, in die Mitte auf das Iglu legt und dann beginnt, diesen von innen zuzuschneiden, bis er sich setzt.
  • Eine detaillierte Anleitung von Leuten die wissen wie es geht könnt ihr per Video hier ansehen:
    http://www.youtube.com/watch?v=BK8eb5006zA

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